Ein aufregender Wettstreit
Wie liest man einen Plan? Wie wird ein Werkstück während der Bearbeitung angezeichnet? Wurden die passenden Werkzeuge (vollständig) mitgebracht? Und sind diese korrekt und sicher in Verwendung? – Fragen wie diese sind es, die seitens der Jury beantwortet und anhand derer die Leistung der Teilnehmer:innen beim Lehrlingswettbewerb der Wiener Tischler:innen beurteilt wird.
Am 17. Mai 2023 fand das Finale statt, für das sich in der Vorrunde jeweils sechs junge Tischler:innen pro Lehrjahr qualifiziert hatten. Diese 18 Nachwuchshoffnungen waren auch fast vollzählig zum Wettkampf in der Berufsschule für Holz, Klang, Farbe, Lack in der Hütteldorfer Straße 7-17 (1150 Wien) erschienen: Hoch motiviert, gut gelaunt, auf unterschiedlichen individuellen Stufen der Nervosität.
Bester Laune war auch Landesinnungsmeister Ludwig Weichinger-Hieden, der als Bundeslehrlingswart letztverantwortlich nicht nur für die Aufgabenstellung der Landes- sondern auch der Bundesauswahl ist. Letztere, also der Bundeslehrlingswettbewerb der Tischler:innen, findet am 24. Juni 2023 in Oberösterreich statt.
Selbstbewusster Nachwuchs
Aber zurück nach Wien, wo es an diesem 17. Mai pünktlich um 8 Uhr losging. Drei unterschiedliche Werkstücke in Form von klassischen Eckverbindungen waren für die Produktion im Wettbewerb vorbereitet. Je nach Lehrjahr versuchten sich die jungen Männer und Frauen, die ihr Handwerk in einem der Wiener Ausbildungsbetriebe oder auch im Rahmen einer überbetrieblichen Berufsausbildung lernen, entweder an einem schrägen, durchgestemmten Zapfen oder Überplattungen in Schwalbenschwanzform.
Für Raffael Kummer, Lehrling im dritten Jahr, stellte die Aufgabe kein großes Problem dar. „Ich würde jetzt nicht sagen, dass es leicht ist – man muss die Aufgabenstellung erst Mal verstehen.“ Dennoch zeigt er sich zuversichtlich, dass er den ersten Platz machen wird. Die Tischler-Ausbildung macht er als Lehrling bei der Stadt Wien und gestaltet unter anderem Möbel für die städtischen Kindergärten.
Sophie Kues ist ebenfalls im dritten Lehrjahr. Der Tischler-Beruf gefällt ihr gut, die Lehre macht sie bei Art for Art. Die zugeteilte Aufgabe bezeichnet sie als keine große Herausforderung – wenngleich die dafür vorgesehene Zeit schon gut genutzt werden müsse. Sich selbst machte sie beim Landeswettbewerb keinen Druck: „Wenn ich die Beste bin, dann ist das gut.“ Aber auch sonst wäre sie – ganz dem olympischen Gedanken verpflichtet – nicht unglücklich.
Weniger entspannt sind freilich die jüngeren Teilnehmer:innen des zweiten und natürlich des ersten Ausbildungsjahrs. So etwa Luka Sevo, Tischler-Lehrling im ersten Lehrjahr bei Jugend am Werk. Für ihn ist der Wettbewerb eine spannende Abwechslung, die er frohen Mutes zu meistern vorhat. Dennoch: „Es ist eine Herausforderung“, gibt er zu, während er gewissenhaft an seinem Werkstück weiterarbeitet.
Stolze Meister
Mit viel Elan dabei sind auch die Aufsicht habenden Innungsmitglieder. So etwa Leszek Karpiel, Inhaber der Karpiel GmbH & Co. KG im 18. Bezirk. Er ist seit 1992 in der Branche, bildet mit Leidenschaft Nachwuchs aus und hat momentan zwei Lehrlinge in der Firma, die ihm eine wertvolle Unterstützung sind und deren Wohlergehen ihm sehr am Herzen liegt. Karpiel stimmt dem Innungsmeister Weichinger-Hieden zu, wonach man als erfahrener Tischler recht rasch sehe, welche Lehrlinge sich aller Wahrscheinlichkeit einen Stockerlplatz sichern würden. Wobei sich die anwesenden Tischler-Meister wohl stillschweigend einig sind, dass jeder junge Mensch, der die Ausbildung zum/r Tischler:in abschließt, ein Gewinn für die Branche – und die heimische Wirtschaft ist.
Zwischendurch kann sich auch Berufsschuldirektor Christoph Hrabe von seinen alltäglichen Pflichten freispielen und stattet dem Landeslehrlingswettbewerb der Tischler:innen einen Besuch ab. Immerhin handelt es sich bei den Teilnehmer:innen auch um seine „Schützlinge“, denen er mit sichtbarer Freude und Stolz bei ihrem Tun zuschaut.
Wer von den Wiener Lehrlingen schlussendlich mit einem Pokal nach Hause geht und sich für den Bundeslehrlingswettbewerb qualifiziert, wird jedoch erst einige Tage später klar. Am 23. Mai lud die Landesinnung Wien der Tischler und Holzgestalter zur Preisverleihung. Die glücklichen Siegerinnen und einige weitere Eindrücke – vom Wettbewerb wie auch der Ehrungsfeier – präsentieren wir in der Bildergalerie.
Endergebnis 1. Lehrjahr
1 | Erman | Theresa | Wien Work-integrative Betriebe und AusbildungsgmbH |
2 | Birgmayer | Theo | Jugend am Werk Bildungs:Raum GmbH |
3 | Leitinger | Tobias | ART for ART Theaterservice GmbH |
4 | Mesaros | Sarah | Wien Work-integrative Betriebe und AusbildungsgmbH |
5 | N’GUESSAN | Kôlou Joel | Jugend am Werk Bildungs:Raum GmbH |
Endergebnis 2. Lehrjahr
1 | Blaschka | Marcus | Wien Work-integrative Betriebe und AusbildungsgmbH |
2 | Sevo | Luka | Jugend am Werk Bildungs:Raum GmbH |
3 | Mautner | Sebastian | MA 54, Logistic- Center Tischlerei |
4 | Pavlin | Hristov | Tischlerei und Küchenstudio Kittinger |
Endergebnis 3. Lehrjahr
1 | Kummer | Raffael | MA 54, Logistic- Center Tischlerei |
2 | Peglow | Elias Theodor | Nowak & Steiner Tischlerei, Gesellschaft m.b.H. |
3 | Neuhaus | David | VAMED-KMB BetriebsgesmbH |
4 | Tamandl | Vanessa | MA 54, Logistic- Center Tischlerei |
5 | Kues | Sophie | ART for ART Theaterservice GmbH |
6 | Schneck | Tabea | MA 54, Logistic- Center Tischlerei |